-Kunde:
Ich möchte wissen, wie es mit meiner Beziehung weitergeht. -
Wahrsager: Okay also ich sehe hier Streit. - Kunde: Ja* genau, wir
haben uns in letzter Zeit gestritten. - Wahrsager: Ah, ich sehe es
geht um Geld. - Kunde: Hmhh...** - Wahrsager: Und Untreue ist bei
euch auch ein Thema... - (lange pause)* - Wahrsager: denn du bist
fremdgegangen! - Kunde: Woher* wissen Sie das?
1949
publizierte B. R. Forer einen Artikel (Forer, B.R., The fallacy of
personal validation: a classroom study of gullibility. Journal of
Abnormal and Social Psychology, 44, pp. 118-123), der ein Experiment
mit 39 Psychologiestudenten beschreibt die einen Persönlichkeitstest
unterworfen wurden, Eine Woche später bekamen die Studenten allen
die gleiche Persönlichkeitsbeschreibung, aber Ihnen wurde erklärt,
daß diese Beschreibungen ihre persönliche Resultate des Testes
waren. Die Versuchspersonen wurden dann gebeten, die Genauigkeit
ihrer "individuellen" Persönlichkeitsbeschreibung auf
einer Skala von 0 bis 5 zu beurteilen. Es gab nur 5 der 39
Beurteilungen unter 4, und kein einziges unter 2. Die
durchschnittliche Bewertung war 4.3.
Die
Persönlichkeitsbeschreibung, die Forer austeilte war einem
Astrologiebuch aus einer Zeitungsbude entnommen:
‑Sie
wünschen sich, dass andere Leute Sie mögen und bewundern, und
dennoch tendieren Sie zu einer kritischen Meinung gegenüber sich
selbst. Sie haben zwar ein paar persönliche Schwächen, können
diese aber im Allgemeinen ausgleichen. Nach außen hin wirken Sie
diszipliniert und selbstbewusst, jedoch sind Sie innerlich beunruhigt
und unsicher. Manchmal machen Sie sich ernsthafte Gedanken darüber,
ob Sie die richtige Entscheidung oder das Richtige getan haben. Sie
bevorzugen ein gewisses Maß an Abwechslung und Veränderung und Sie
fühlen sich unbefriedigt, wenn Sie von Einschränkungen und
Limitierungen gehemmt werden. Sie sind auch stolz darauf, ein
unabhängiger Denker zu sein, und dass Sie nicht einfach so andere
Aussagen akzeptieren, ohne diese mit stichhaltigen Beweisen zu
sichern. Allerdings haben Sie herausgefunden, dass es nicht sehr klug
ist, sich gegenüber anderen zu sehr zu öffnen. Manchmal verhalten
Sie sich extrovertiert, leutselig und sozial, allerdings sind Sie
wiederum manchmal auch introvertiert, skeptisch und zurückhaltend.
Einige Ihrer Sehnsüchte tendieren dazu, eher einer unrealistischen
Natur anzugehören."
Es
ist der gleiche Text, der leicht abgewandelt, beim Horoskop verwendet
wurde.
Seit
1949 wurde dieses Experiment manchmal mit leichten Äderungen
wiederholt, aber die Ergebnisse sind immer ähnlich. Sie zeigen klar
und deutlich dass wir dazu neigen vage und allgemeine
Persönlichkeitsbeschreibungen als einzigartig zu betrachten, ohne
einzusehen, daß die gleiche Beschreibung eigentlich für jeder
gelten könnte. Das ist der Forer Effekt. Der Name Barnum Effekt
wurde von Paul Meehl eingeführt und ist nach dem Zirkusgründer
Phineas Taylor Barnum benannt. P. T. Barnum unterhielt ein riesiges
Kuriositätenkabinett, welches jedem Geschmack etwas bieten konnte.
Aus diesem Grund ist die Benennung als "Barnum-Effekt"
einleuchtend. Noch ein anderer Name, der verwendet wird, um das
gleiche Phänomen zu bezeichnen, ist subjektive Bewertung.
Was
muss ein Autor eines Horoskops oder einer Persönlichkeitsanalyse nun
schreiben, damit dieser möglichst gut auf einen individuellen
Menschen zutrifft? Es sind Elemente wie:
Jeder
Mensch sehnt sich nach einer sicheren Umwelt. Deshalb darf die
Erwähnung von Ängsten nicht fehlen. Wünsche wie eine sichere
Arbeitsstelle oder ein gutes Beziehungsleben.
Sowohl-als-auch-Aussagen wie etwa "Sie sind meistens
entschlossen, doch Sie ringen immer wieder um angepasstes Verhalten".
Unklare
Formulierungen wie "Sie neigen zur Faulheit" (anstelle "Sie
sind heute faul", was entweder stimmt oder überhaupt nicht
stimmt).
Suggerierte
Dinge: "Heute könnten Sie jemanden verletzen", was eine
Verletzung suggeriert; der Leser sucht und findet manchmal eine
entsprechende Handlung. Dem Leser wird aber nicht gesagt, er solle
nach Hinweisen suchen, die das Gegenteil demonstrieren würden!
Gemeinsam
an allen Barnum-Aussagen ist, dass es immer an Objektivität und an
Falsifizierbarkeit mangelt.
Hoffnung,
Wunschdenken, Eitelkeit und die Tendenz zu versuchen, Sinn aus
Erfahrung zu machen sind die am häufigsten verwendeten Erklärungen
für das Barnum Effekt.
Das
Barnum Effekt scheint teilweise zu erklären warum so viele, eben
hochintelligente Personen, an Astrologie, Handliniendeutung,
Kartenlegen, Handschriftdeutung, Numerologie, Wahrsagung,
Spiritismus, usw. glauben, Strengwissenschaftliche Studien dieser
Pseudowissenschaften zeigen aber alle dass es sicher keine gültigen
Werkzeuge für Persönlichkeitsbeschreibung sind. Dennoch haben alle
viele Kunden, die davon überzeugt sind, daß sie genau und
zuverlässig sind. Kunden ignorieren häufig zweideutige oder falsche
Aussagen. In vielen Fällen liefern die Kunden, durch ihre eigenen
Wörter, Gesichtsausdrücke oder Körpersprache, den größten Teil
der Informationen, die ihnen dann von Pseudowissenschaftlern dank
einer geschickten Anwendung von kalten Lesetechniken aufgetischt
werden.
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